Weihnachtsgruß 2020
Wieder neigt sich ein Jahr dem Ende und es ist an der Zeit, kurz inne zu halten, und einen Blick zurück zu wagen.
Dabei kann auch ich die bestehende Pandemie natürlich nicht ignorieren. Viele Vereine und auch Verbände sind teils existenziell davon betroffen und haben noch große Aufgaben zu bewältigen. Jedoch hat sich gezeigt, dass es hier keine allgemeinen, in der Fläche funktionierende Lösungen gibt. Hier sind regionale, auf die jeweiligen Probleme zugeschnittenen Lösungen erforderlich – was ja einige Vereine auch schon mit Erfolg praktiziert haben. Darauf aufbauend möchte ich – wie auch andere Präsidiumsmitglieder - anbieten, im Bedarfsfall mit Rat und Tat zu unterstützen. Das kann im Einzelfall durchaus auch mit einer Teilnahme an regionalen Sitzungen / Besprechungen verbunden sein. Sprecht uns einfach an.
Ein anderes, im Hintergrund seit langem schwelendes Problem zeichnet sich aber in vielen Vereinen und Verbänden ab. Der Generationswechsel in den Führungsgremien!
Die notwendigen Neubesetzungen von Führungsaufgaben in den Vereinen bereitet zunehmend Schwierigkeiten. Aus allen Teilen des Landes höre ich, dass man keine geeigneten Sportler findet, die bereit sind, Aufgaben und die damit verbundenen Verantwortungen ehrenamtlich zu übernehmen. Diesen Trend verzeichnen die Vereine sportübergreifend übrigens schon seit einigen Jahren!
Auch wenn man hier bemerken darf, dass die zur Verfügung stehenden „Idealisten“ nicht mehr so breit vertreten sind, wie noch vor zwanzig Jahren, so hab´ ich doch den Eindruck, dass einige dieser Probleme „hausgemacht“ sind.
Viel zu häufig suchen altgediente, erfolgreiche und im Vereinsleben erfahrene Protagonisten nun junge Leute, die den Verein genauso weiterführen wie sie es über zig Jahre praktiziert haben! Das funktioniert nicht! Junge Leute haben ihren eigenen Stil, ihre eigene Auffassung, ihr eigenes Management, das an die heutigen Gegebenheiten (auch soziale Medien) angepasst ist – so wie wir damals, als wir unser Engagement in den Vereinen begonnen haben!
Hier ist mehr denn je die offene und persönliche Kommunikation gefragt. Man wird wenig Erfolg mit einer „Stellenanzeige“ im Vereinsblatt oder der vereinseigenen Website haben. Dadurch fühlt sich niemand persönlich angesprochen!
Persönliche Gespräche am Rande des Trainings, beim gemütlichen Beisammensein oder auf der Hin- oder Rückfahrt zu einem Wettkampf bieten sich da viel besser an. Und wenn man dann noch in der Lage ist, Ziele statt Aufgaben zu vermitteln und den „Neuen“ eigene Lösungs- / Gestaltungs-möglichkeiten gibt, wächst die Chance auf Neubesetzung eines Amtes gewaltig.
Ziele statt Aufgaben zu vermitteln bedeutet aber auch, dass man u.U. auch mal ganz neue Wege mitgeht. So hat sich z.B. in einem Sportverein über Jahre kein zweiter Vorsitzender gefunden, weil den Meisten die Aufgabe zu viel, zu verantwortungsvoll war. Nach vielen Einzelgesprächen hat sich aber eine Gruppe von fünf Leuten gefunden, die gleichberechtigt nebeneinander die Aufgaben im Team übernommen haben. Nun hat der Verein neben dem ersten Vorsitzenden fünf zweite Vorsitzende, die sich die Aufgaben teilen und von denen möglicherweise in einigen Jahren jemand bereit ist, den Vorsitzenden abzulösen. Ein klassisches Beispiel für Chancen, die sich aus einem Problem ergeben!
Teamarbeit stellt sich – besonders im Vereinsleben - immer stärker als DAS praktikable Führungswerkzeug heraus. Insbesondere die jüngere Generation wird damit schon in den Schulen konfrontiert und ist da recht sicher in der Anwendung. Da ist es dann auch richtig kontraproduktiv wenn (meist ältere) Zeitgenossen TEAM mit „Toll Ein Anderer Machts“ übersetzen. Abgesehen von der Tatsache, dass dieser „Gag“ total veraltet ist, könnte man Team auch mit „Toll Eine Andere Möglichkeit“ übersetzen, was eine positive Grundaussage darstellt.
Damit bin ich dann auch schon beim nächsten „Problem“! Viele von Euch kennen mich persönlich und kennen meine Grundeinstellung:
Man muss ins Gelingen verliebt sein, nicht ins Scheitern!
Es macht mich immer wieder traurig, wenn ich die grundsätzliche „Meckermentalität“ in unserem Land erlebe. Da macht jemand einen Vorschlag und er kann sich sicher sein, dass sofort jemand anderes ihm sagt, warum das nicht geht! Selbst die Bitte, mal in Chancen statt in Problemen zu denken, fällt sehr vielen Zeitgenossen außerordentlich schwer! Warum eigentlich?
Bei der letzten Mitgliederversammlung (MV) haben wir nach ausführlicher Diskussion beschlossen, dass wir die Hallenrunde 2020/2021 aufgrund der Pandemie ausfallen lassen, die verschobene DM-Halle 2020 aber – wenn möglich – durchführen wollen. Ohne Rückfrage nach Details kamen schon während der MV Proteste, „was das denn für ein Quatsch wäre“! Wer so argumentiert, darf sich nicht wundern, wenn er keine engagierten Leute zur Mitarbeit findet!
Fazit:
Wie in vielen anderen Lebensbereichen auch, können wir Menschen nur zur Mitarbeit gewinnen, wenn wir ihnen positive Perspektiven anbieten. Wenn wir ihnen die Möglichkeit bieten, ihre (neuen) Ideen umzusetzen, sich mit neuen Ideen zu verwirklichen, werden sie sich auch engagieren.
In diesem Sinne möchte ich Euch alle auffordern, darüber nachzudenken und ggf. auch mal in der Gruppe zu diskutieren. Gemeinsam etwas zu schaffen ist immer nachhaltiger und erfolgreicher als Alleingänge.
Nun wünsche ich Euch und Euren Lieben alles Gute für die bevorstehenden Feiertage, viel Glück und besonders Gesundheit im neuen Jahr und möge unser Sportbetrieb bald möglichst wieder anlaufen.
Karl Jungblut
Präsident DBSV 1959 e.V.